Vorsegeltrimm
Wahl des Vorsegels
Zunächst muss sich jeder Segler fragen, welches Vorsegel er hochziehen möchte. Zu dieser Frage gibt es grundsätzlich nur einen Indikator und das ist die Windstärke. Befinden wir uns in einer Leichtwind-, oder Starkwindsituation? Ist das Schiff mit einer Genua 1 oder 2 ausgestattet, also einem überlappenden Vorsegel, so ist dies die beste Möglichkeit, bei wenig Wind maximalen Vortrieb zu erzeugen. Bei etwas mehr Wind ist die Genua 3 die bessere Option, weil durch die geringere Segelfläche weniger Druck und somit auch weniger Abdrift erzeugt wird.
Trimmmöglichkeiten
Doch wie können wir das Segel so einstellen, dass das Profil bestmöglich getrimmt ist? Als Trimmmöglichkeiten für Genua und Fock stehen folgende Hilfsmittel zur Verfügung:
1. Genuaschot
2. Schotholepunkt (über die Schotschiene)
3. Genuafall
4. Achterstag / Backstag
5. Barberholer / Inhaul
Wir sehen also, dass es deutlich weniger Optionen gibt, ein Vorsegel zu trimmen, als das beim Großsegel der Fall ist.
Trimmen im Leichtwind
Beginnen wir beim Segeln in der Leichtwindsituation. Unsere überlappende Genua mit 120-140% soll jetzt den maximalen Vortrieb generieren. In den meisten Fällen kommt es bei diesen Bedingungen mit einer Genua nicht zu einer Überdrucksituation, sodass wir das Segel bestmöglich trimmen können. Bei wenig Wind und einer Kabbelwelle möchten wir das Segel möglichst rund trimmen, sodass viel Druck entsteht und das Schiff bestmöglich durch die Welle fährt. Hierfür kann als erster Schritt der Schotholepunkt weiter nach vorne gefahren werden, sodass das Profil des Segels runder wird. Zudem schließt das Achterliek, was zur Folge hat, dass wir keinen Twist haben und das Profil des Segels bestehen bleibt. Die Schot muss hierfür unter Umständen ganz leicht gefiert werden, da sonst zu viel Druck auf der Schot entstehen kann. Nachdem der erste Schritt getan ist und das Segel im unteren Bereich runder getrimmt wurde, können wir im zweiten Schritt das Fall als Trimmhilfe benutzen. Hier ist es sinnvoll das Fall leicht zu fieren, sodass das Profil im vorderen Bereich des Segels voller wird. Man fiert das Fall bis leichte waagerechte Falten entstehen. Die Anströmkante wird zudem runder und das Segel erzeugt mehr Druck. Die Schot möchte man bei einem Anwindkurs möglichst nicht fieren, da man ansonsten nicht die optimale Höhe zum Wind fahren kann. Bei extrem wenig Wind ist es allerdings ratsam, die Schot etwas zu öffnen und ein paar Grad abzufallen, da man sonst in der Welle stehenbleibt und das Schiff gar keinen Vortrieb mehr erfährt. Eine weitere Option eine Rundung in das Segel zu bekommen, ist der Barberholer. Bei vielen Schiffen, ob für den Regattaeinsatz oder im Fahrtenbereich, gibt es einen Barberholer oder auch Inhaul genannt. Bei kleinen Kielbooten, wie zum Beispiel der J70, kann man mit Hilfe der Luvschot weitere Rundung in die untere Hälfte des Vorsegels ziehen. Die Leeschot kann hierbei fest bleiben und muss nicht gefiert werden. Allerdings muss man beachten, dass der Einsatz eines Barberholers bei einem überlappenden Vorsegel nicht möglich ist. Dies funktioniert lediglich bei einer nicht überlappenden Fock. Da viele neu gebaute Schiffe heutzutage standardmäßig mit einer Genua 3 ausgeliefert werden, ist der Barberholer eine gute Option, das Segel rund zu trimmen ohne das Profil zu verändern.
Trimmen bei zunehmendem Wind
Sollte der Wind zunehmen und man möchte noch nicht auf ein kleineres Vorsegel wechseln, kann man über die oben genannten Trimmmöglichkeiten Druck aus dem Segel nehmen. Da wir davon ausgehen, dass man hoch am Wind fährt, möchte man also die Schot nicht fieren. Daher können wir das Genuafall wieder anziehen, sodass das Segel im vorderen Bereich der Anströmkante flacher wird. Sollte dennoch zu viel Druck im Segel sein, so können wir den Schotholepunkt etwas nach hinten fahren, sodass das Achterliek öffnet. Dadurch entsteht ein Twist im Segel und der Druck kann entweichen. Hier bitte besonders aufpassen! Ein zu weites fieren kann zu einem Schlagen im Achterliek führen, wodurch das Segel Bruch erleiden kann.
Wenn der Wind weiter zunimmt und die Segelfläche deshalb verkleinert werden muss, besteht keine andere Wahl als auf eine Fock oder Genua 3 zu wechseln. Auch hier gilt es zu beachten, wieviel Welle vorherrscht, sodass man das Segel nicht zu flach trimmt und das Schiff in der Welle stehenbleibt. Sollte dennoch so viel Wind sein, dass man das Profil im Segel möglichst flach trimmen möchte, so kann man alle oben genannten Trimmmöglichkeiten nutzen. Insbesondere kann man sich jetzt des Achterstags, bzw. der Backstagen bedienen. Über eine erhöhte Achterstagsspannung ziehen wir weiteren Bauch aus dem Vorsegel und es wird flacher. Ein weiterer Aspekt, der durch eine hohe Achterstagsspannung entsteht, ist der, dass das Vorstag bei einem Amwindkurs nicht durchhängt. Ein gewisser Durchhang des Vorstages ist sinnvoll und kein Problem für das Profil des Segels, da dieser bei der Konstruktion mit berechnet wird. Allerdings sollte der Durchhang nicht mehr als 1% der Vorstagslänge betragen.
Wir hoffen die Tipps waren verständlich formuliert, gerne steht Ihnen das Segelwerkstatt Team bei Fragen zur Verfügung. Wir wünschen viel Spaß beim Ausprobieren der verschiedenen Trimmöglichkeiten.