Rund um Großbritannien Teil 1
Das Sevenstar Round Britain & Ireland Race
Das vom Royal Ocean Racing Club alle vier Jahre organisierte Sevenstar Round Britain & Ireland Race ist eines der herausforderndsten Offshore-Rennen der Welt. Der 1.805 Meilen lange Kurs umfasst einige der berüchtigtsten Gewässer, darunter: die Keltische See, den Atlantik und die Nordsee. Die Ausgabe 2022 war insofern ungewöhnlich, als ein Hochdruckgebiet das Wetter für das Rennen dominierte. Dies führte zu einem äußerst wechselhaften und komplexen Wetterszenario, das die 30 Teams auf die Probe stellte.
Teilnahme unseres Kunden Dirk Lehmann
Mit am Start war auch ein deutsches Team, welches wir während des Rennens sehr intensiv verfolgten. Unser Kunde Dirk Lahmann segelte mit seinem Freund Wilhelm Demel in der Doublehand-Wertung, was schon eine Leistung für sich ist.
Dirk kam Anfang letzten Jahres mit der Anfrage eines Rollgroßsegels (via Großbaum), einer Selbstwendefock und einer Genua 2 zu uns. Nach intensiven Beratungsgesprächen und des Aufmaßes in Bremerhaven bauten wir Dirk die gewünschten Segel aus GPL LS (Carbon). Die Garderobe wurde dann auch direkt beim Fastnet 2021 eingesetzt und für gut befunden, das eigentlich Highlight sollte nämlich in diesem Jahr folgen.
Wie schon erwähnt wollte Dirk in der Doublehandwertung beim Round Britain & Ireland Race an den Start gehen und darüber schreibe ich in diesem Bericht. Ich habe mich mit Dirk bei uns in der Segelwerkstatt zusammengesetzt und über das Rennen gesprochen. Dirk berichtete über die intensive Vorbereitung für Crew und Schiff, die Bedenken und Vorfreude vor dem Rennen, die 17-tägige Regatta und natürlich die Erlebnisse.
Intensive Vorbereitungen
Die Planung der Regatta liegt natürlich weiter als ein Jahr zurück, wie zum Beispiel die Teilnahmen an Kursen des ISAF-Hochseetraining und Medical Scheins. Ebenfalls musste die „Snifix Dry“ für ISAF-Cat. 1 ausgestattet werden, allerdings sind Crew und Schiff im Rahmen des Fastnet Rennens in Kategorie 2 gestartet, daher waren die Zusatzanforderungen keine große Hürde mehr.
Das wahrscheinlich größte Thema der Vorbereitung war die Navigation. Bei diesem Thema merkte ich im Gespräch mit Dirk, wie wichtig ihm dieser Punkt war. Das Thema Sicherheit muss immer an erster Stelle stehen, natürlich will man als Sportler immer gewinnen, aber meistens ist ein heiles ankommen im Doublehand-Modus schon ein Gewinn, besonders bei einem solchen langen Rennen!
Beide sind bereits das Fastnet gesegelt, aber weder Dirk noch Willie sind mit dem Revier so vertraut wie mit ihrem Heimatrevier, der Weser. Daher war es von größter Wichtigkeit jegliche Szenarien und Problemfälle vorher durchzuspielen und eine Route, sowie Ausweichhäfen zu definieren. Daher trafen sich beide auf halber Strecke in Münster (Willie wohnt in Frankfurt) und schlossen sich für ein Wochenende in einem Hotelzimmer ein, um mehrere Duzend Ausweichhäfen, gerade an der stürmischen Ostküste, auszuloten. Es wurde alles in Betracht gezogen, sei es ein Hafen mit genügend Tiefgang zu finden in dem Reparaturen durchgeführt werden könnten oder einfach eine geschützte Bucht um vor einem starken Sturm Schutz zu suchen. Das folgende Bild beschreibt gut, wie sich beide intensiv mit der Materie auseinander gesetzt haben, da gerade die Beseglung mit zwei Personen alles erschwert und etwaige Probleme im Vorfeld des Rennens klar zu lösen sein müssen.
Weitere Vorbereitungen in Frankreich
Weiter geht es in Frankreich, dort wo Dirks Schiff, die „Snifix Dry“ seit knapp 1,5 Jahren beheimatet ist. Beim Schiff handelt es sich um ein Doug Peterson Design, welches im Jahr 1978 gebaut wurde. Als Ausgangshafen ist St. Cast le Guildo natürlich ein toller Ort für Fahrtentouren. Gegen die Französische Küche gepaart mit einem feinen Segelrevier spricht nichts, ebenfalls ist der direkte Weg nach Südengland (Cowes) überschaubar. In St. Cast le Guildo und Cowes wurden die letzten Vorbereitungen getroffen. Bei uns in der Segelwerkstatt haben wir Dirk speziell für das Rennen Rund Großbritanien noch einen Gennaker gebaut, der glücklicherweise pünktlich ankam. Jeder Regattasegler weiß, dass vor einem Langstreckenrennen zahlreiche Vorbereitungen getroffen werden müssen, dazu gehören das Anbringen der Lifelines, sortieren des Safety Equipments (1. Hilfe Kasten, Verbandmaterial, Taschenlampe, etc.), verstauen des Ankers, überprüfen der Rettungsinsel und vieles vieles mehr. Da das Team rund um Dirk bereits beim Fastnet an den Start ging, war eine sehr gute Basis geschaffen, sodass dieser Part der Vorbereitung schnell über die Bühne ging.