Zum anderen aber auch die Fahrtensegler, die es möglichst einfach an Bord haben möchten. Sieht es in der Praxis heute doch sehr häufig so aus, dass im Frühjahr eine Rollreffgenua im Hafen gesetzt wird und über die Saison nur dieses Segel eingesetzt wird. Auf Amwindkursen und Halbwindkursen mag die Rollreffgenua ihren Dienst erfüllen, doch spätestens, wenn der Kurs zu einem segeln vor dem Wind führt, ist die normale Genua am Ende und das Segeln wird sehr unbefriedigend. Der ambitionierte Segler wird jetzt einen Spinnaker oder Gennaker setzen. Auf den Fahrtenyachten geht dagegen recht häufig der Motor an. Dies muss nicht sein, bei einem Passatsegel wird jetzt einfach die eine Segelseite nach Luv gezogen und ausgebaumt und schon geht der Segelspaß weiter.
Im Folgenden haben wir Ihnen einen Bericht von unserem Kunden Herrn Jens Jensen aus Kiel angefügt. Herr Jensen befindet sich z. Z. auf einer ausgedehnten Langfahrt. Mit seiner freundlichen Erlaubnis dürfen wir seinen Erfahrungsbericht veröffentlichen:
Wir erwarteten eine normal zu benutzende Genua und gleichzeitig ein einfach zu setzendes und einfach zu bergendes Vorwindsegel. Wir sind es gewohnt mit mehreren Mitseglern Spinnaker und zu Zweit Gennaker zu Segeln. Auf Reisen wird dann ein kleiner (Reise-) Gennaker eingesetzt.
Theoretisch wussten wir von den Vorteilen einer in einem Keder geführten Doppelgenua als Passatsegel. Praktisch übertraf es alle unsere Erwartungen. Selbst während ich diese Zeilen schreibe huscht ein Lächeln über mein Gesicht – wenn die Erinnerung das Passatsegel sich öffnen lässt. Von 60 qm Genua auf 120 qm Passatsegel sind eindrucksvolle Zahlen. Aber die Wirklichkeit kann damit nicht abgebildet werden. Öffnete sich bisher unser Spinnaker, so musste der Steuermann achtgeben. Öffnet sich das Passatsegel, so zieht sich das Schiff selbst in die passende Richtung. Und das bei einer ähnlichen Geschwindigkeitszunahme.
Brauchten wir zum Spinnaker Segeln eine Crew von 3-4, für den Gennaker noch eine Crew von 2, so können wir jetzt das Passatsegel einhand setzen und bergen. Bezogen auf die Geschwindigkeit und Handling haben wir uns angewöhnt, das Passatsegel ohne Großsegel zu fahren. Der Geschwindigkeitsverlust war nicht wirklich messbar, der Vorteil ohne Großsegel zu fahren, aber groß. So ist es jederzeit, insbesondere bei Nachtfahrten, möglich, das Passatsegel stufenlos zu reffen/einzurollen und der Windkraft anzupassen. Das Reffen mit der Rollreffleine ist dabei jederzeit, sowohl mit zwei Spibäumen als auch freifliegend, möglich.
Das Passatsegel lässt sich freifliegend oder mit zwei Spibäumen setzen. Um unter Autopilot mit einer geringen Ansprechrate segeln zu können, nutzen wir ca. 15 bis 20 Grad weniger Windwinkel als maximal möglich. Erstaunlich war für uns ein freifliegendes Segeln von ca. 25 Grad vorlicher als 180 Grad Windeinfall. So bleibt uns ein „sicherer Bereich“ von ca. 50 Grad. Noch erstaunlicher der verfügbare „sichere Bereich“ unter Spibäumen von ca. 80 Grad. Dadurch erweiterte sich der übliche / tägliche Einsatz dieses Passatsegels deutlich, da der Zielort nicht mehr direkt vor dem Wind liegen muss.
Durch das „Hochschneiden“ der Unterlieken sind wir zudem in der Lage Ausguck zu halten, was sonst nicht möglich wäre. Wir standen in der Vorbereitungsphase vor der Wahl einen Spinnaker ohne oder mit Flügel bzw. einen Gennaker zu nutzen, oder uns diese Doppelgenua mit zwei Spibäumen anfertigen zu lassen. Nun sind wir uns gewiss, dass dies die richtige, weil funktionierende und sichere Option ist.
Soweit der sehr anschauliche Bericht von Bord.
Für Fragen rund um das Passatsegel stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung und verweisen auch auf die neuste Ausgabe der Fachzeitschrift „Palstek“. Hier wird ebenfalls ein umfangreicher Bericht über die Passatsegel erscheinen.
Ihre Segelwerkstatt Crew