Genua 3 oder SW – Fock?

Immer wieder wird an uns die Frage gestellt welches Segel sinnvoller ist, die High Aspekt Genua 3 oder die SW-Fock. Die Frage wird in diesem Artikel thematisiert.

Entwicklung der Segelarten

Vorab etwas zur Entwicklung dieser Segelarten. Insbesondere auf den Flussrevieren wie der Elbe oder der Weser setzte sich ab Ende der 60er Jahre die Baumfock durch. In den 70er Jahren war die Baumfock „das“ Vorsegel zum Kreuzen im Revier. Der Nachteil war der sperrige und oft sehr gefährliche Baum auf dem Vorschiff. Nach der Entwicklung der Sebstwendefockschiene wurden viele Yachten auf diese Vorrichtung umgerüstet, bzw. die neuen Boote gleich mit den jetzt erreichten Stand der Technik, der sogenannten SW-Schiene, versehen.

Unterschiede

Die Unterschiede zwischen der Genua 3 und der SW-Fock liegen in der Unterlieklänge. Je nach Wanten und Schotschienenposition sollte die Genua 3, wenn möglich den Mast gerade eben überlappen. Auf Grund der vor dem Mast quer laufenden Schiene, dem Schotwagen, dem Block sowie dem Schotschäkel wird das Unterliek der SW – Fock immer mindestens 30 bis 40 cm vor dem Mast enden. Hieraus ergibt sich natürlich ein Flächenverlust, eine ungünstige Anströmung an das Großsegel und ein sehr spitz zulaufender Segelkopf, der zunächst einmal schwerer trimmbar ist. Wird die SW-Fock dann noch auf einer Rollanlage gefahren, ist die Fläche schnell um bis zu 15% kleiner als die vom Yachtdesigner für die Genua 3 vorgesehene Fläche. Die Stärken der SW -Fock liegen im Handling. Einmal dichtgeholt und für die Kreuz getrimmt, ist das Segeln mit ihr die wahre Freude, braucht doch der Vorschoter/ die Vorschoterin in keiner Wende einen Finger zu rühren.

Unsere Empfehlung

Unsere Empfehlung ist daher zweigeteilt: für Fahrtensegler die oft im engen Revier wie Elbe, Weser, Ems und den Watten, aber auch der Schlei oder der Flensburger Förde, unterwegs sind, hat die SW-Fock ganz klar Vorteile. Für Segler, die auf den eher freieren Revieren der Nord- und Ostsee Ihre Kreuzschläge fahren, ist die schnellere Genua 3 sicher die bessere Alternative. Bitte beachten Sie aber immer auch die Gegebenheiten an Bord! Nicht jede Yacht ist gleich, daher möchten wir vor allzugroßen Verallgemeinerungen warnen. Im Zweifel sprechen Sie uns an, wir beraten Sie gerne.

Das gilt es zu beachten:

Einige Punkte, die für die Genua 3 und die SW – Fock gleichermaßen gelten, möchten wir hier noch ansprechen. Beide Segelarten sollten immer mit horizontalen Segellatten ausgerüstet sein. In der Regel wird die obere Segellatte durchgelattet ausgeführt. Die darunter liegenden Segellatten sind zwischen 300 und 700mm lang. Da beide Segelarten für das Kreuzen gebaut sind, verlieren sie schnell an Effektivität, wenn die Schot ein Stück gefiert wird. Man sollte daher überlegen, ob es sinnvoll ist, außen auf dem Vorschiff ein Padeye zu setzen und sich die Arbeit machen, das Segel auf Halbwindgängen umzuschoten. Ein Aufwand, der sich lohnt, da gerade bei den hohen schlanken Segeln das Achterliek sehr schnell auftwistet, wenn man die Schot fiert. Der obere Bereich des Segels weht dann wie eine Fahne im Wind und es gehen sehr schnell über 30% des Vortriebs verloren. Um den Twist der SW-Fock zu kontrollieren ist es erforderlich die Schot im Lochblech am Schothorn zu verstellen. Das ist bei gesetztem Segel nicht möglich, da ja das Segel nur an einer Schot befestigt ist.

Ein sinnvolles System

Unser Vertreter für den Kieler Raum, Uwe Giese, hat in diesem Sommer bei einem Kunden folgendes, sehr sinnvolles System entdeckt. Der Kunde besitzt einen ca. einen Meter langen Stropp mit einem Schnappschäkel an einem Ende. Zum Verstellen wird der Schnappschäkel in ein freies Loch im Schotblech gesetzt. Der Stropp wird möglichst stramm mit einem Webleinenstek um die Schiene befestigt. Die eigentliche Schot wird nun entlastet, der Schäkel kann in das neue Loch umgesetzt werden. Wenn die Schot wieder dichtgeholt ist, wird der Stropp mit seinem Schnappschäkel entfernt. Das ganze Manöver lässt sich in weniger als 30 Sekunden ausführen, und sorgt dafür, dass die SW-Fock immer den für die Windbedingungen angepassten Twist erhält.