Der Cunningham
Wieso benutzt man den Cunningham?
In dieser Woche beschäftigen wir uns in der Segelwerkstatt Stade mit der Analyse der Auswirkungen des Cunningham auf die aerodynamischen Eigenschaften eines Großsegels. Ziel der Bedienung des Cunninghams ist es, die Performance-Optimierung durch gezielte Trimmmaßnahmen weiter zu verfeinern, insbesondere im Hinblick auf verschiedene Windstärken und Segelmaterialien. Durch das Ansetzen des Cunningham wird das Vorliek des Großsegels stärker gespannt, wodurch die Profiltiefe verringert und der tiefste Punkt des Segelprofils nach vorne verlagert wird. Dies resultiert in einer Reduktion des induzierten Widerstands und einer Erhöhung der laminaren Strömung, wodurch insbesondere bei zunehmendem Wind die Bootsgeschwindigkeit optimiert wird.
Wie wendet man den Cunningham an?
In leichten Windverhältnissen bis 8 Knoten ist es entscheidend, den Cunningham weitgehend entspannt zu lassen, um ein maximales Profil für erhöhten Vortrieb zu bewahren. Bei mittleren Windstärken zwischen 10 und 18 Knoten ist eine progressive Spannung des Cunningham erforderlich, um das Strömungsabrissrisiko am Achterliek zu minimieren und das Segelprofil effizienter zu gestalten. Bei starkem Wind über 20 Knoten hilft eine konsequente Nutzung des Cunningham, den Druckpunkt des Segels nach vorne zu verlagern, um das Krängen des Bootes zu reduzieren und die Riggbelastung gleichmäßiger zu verteilen. Die Effektivität des Cunningham ist stark abhängig vom verwendeten Segeltuch. Moderne Laminatsegel mit hohem Formstabilitätsgrad profitieren von feindosierten Anpassungen, während Dacron-Segel tendenziell stärkere Justierungen erfordern. Die Abstimmung mit weiteren Trimmeinrichtungen wie Achterstag und Unterliekstrecker ist essenziell, um ein homogenes Zusammenspiel der Profilanpassungen zu gewährleisten.
Erfahrungswerte
In den letzten Jahren haben wir festgestellt, dass der optimale Einsatz des Cunningham maßgeblich von der Mastbiegung und den spezifischen Eigenschaften des Riggs beeinflusst wird. Insbesondere auf Booten mit flexiblen Carbonmasten zeigt sich, dass der Cunningham nicht isoliert betrachtet werden sollte, sondern stets in Kombination mit Achterstagspannung und Vorstagdurchhang justiert werden muss. Eine dynamische Trimmstrategie, die eine Anpassung des Cunningham während Windböen berücksichtigt, hat sich als besonders effizient erwiesen, um konstante Höhe am Wind und gleichmäßige Bootsbalance sicherzustellen.
Die fundierte Nutzung des Cunningham ermöglicht es, das aerodynamische Potenzial des Großsegels voll auszuschöpfen und unter verschiedenen Bedingungen eine optimale Leistung zu erzielen. Besonders in Regatta-Szenarien kann eine präzise Einstellung erhebliche Vorteile in Bezug auf Bootsstabilität, Geschwindigkeit und Manövrierbarkeit bringen.